Prof. Dr. Josef Lukas
Auswertung von Multiple-Choice-Klausuren: Maluspunkte und Ratewahrscheinlichkeiten aus kognitionspsychologischer Perspektive
Multiple-Choice-Klausuren (MC-Klausuren) werden in der universitären Lehre immer häufiger und in immer mehr Fächern und Disziplinen verwendet. Die offensichtlichsten Gründe dafür sind sicherlich zunehmende Studierendenzahlen, die deutlich höhere Anzahl von Prüfungen in Bachelor- und Masterstudiengängen im Vergleich zu Diplom- und Magisterstudiengängen und - nicht zuletzt - die besonders einfach zu realisierende automatische Auswertung im Rahmen von E-Klausuren. Den unbestreitbaren inhaltlichen Vorzügen von MC-Klausuren - allen voran ihre Objektivität - steht allerdings eine ganze Reihe von Einschränkungen gegenüber. Die offensichtlichste Einschränkung betrifft die Ratewahrscheinlichkeit bei MC-Fragen. Bei der Auswertung von MC-Klausuren werden deshalb in der Literatur und in Prüfungsordnungen unterschiedliche Verfahren vorgeschlagen, dieses Problem in den Griff zu bekommen. In dem Vortrag wird gezeigt, dass viele der vorgeschlagenen Standardverfahren untauglich sind und zu unerwünschten Effekten führen. Auf der Grundlage einer exakten Definition von "Ratewahrscheinlichkeit" wird ein einfaches kognitives Modell vorgeschlagen, das es ermöglicht, für unterschiedliche Auswertungsverfahren den Zusammenhang zwischen dem tatsächlichen "Wissen" eines Prüflings und dem zu erwartenden Punktwert zu formulieren. Dies ermöglicht eine einfache, gut begründbare und universell anwendbare Lösung des Problems der Ratewahrscheinlichkeiten bei MC-Klausuren.